Superbe Demonstration der Liedermacherkunst |
Review von Ulf Kubanke auf laut.deEs gibt Bands und Genres, die ohne Aggression und blankem Hass kaum denkbar wären. Die Musik von Klaus Adamaschek aka Shiregreen (engl. für Auenland) hingegen ist ein seltenes Produkt; entstanden aus purer Liebe. Die gesamte Platte "Peaceful Shades" bedeutet nichts weniger als das kompositorische Resultat der tief empfundenen Zuneigung eines Mannes zu seiner Frau, die den Singer und Songwriter in ihm wie Dornröschen wachküsste. Ganz nebenbei ist es eine superbe Demonstration fast archaisch anmutender Liedermacherkunst geworden, ebenso liebenswert wie anachronistisch.Kaum eine Platte scheint besser geeignet, den Übergang zwischen frostigem Winterkleid und sich regendem Frühlingserwachen zu begleiten. Wer dieses Album genießen möchte, sollte zweierlei Dinge tun, um es nicht achtlos zu verpassen. Zuerst befreie man sich von jeglichen modernen Soundscapes des gegenwärtigen Formatradios. Desweiteren fahre man alle Alltagshektik herunter wie allabendlich den hauseigenen PC. Die Musik selbst perlt dabei zunächst denkbar unspektakulär aus den Lautsprechern. Wer unbedingt Schubladen und Sticker braucht, dem seien als Vergleich Kris Krisstofferson, Merle Haggard und Willie Nelson ans skeptische Herz gelegt. Und um Himmels Willen: Was dem einen oder anderen wie ein furchtbarer Abklatsch unfreiwillig komischen Teutonen-Countrys klingt, entpuppt sich als feingeistige und eigenständige Fortführung klassischer Folk-Traditionen. Lebensweise Texte und Naturbeobachtungen eingebettet in ein warmes Nest fließender laid back-Arrangements. Die Texte entspinnen sich allesamt als einfache Einsichten eines Mannes, der viel erlebt hat und mit gebührender Selbstironie die Natur und die Seelenverwandtschaft der Zweisamkeit feiert. Zwischen Highway-Grzimek und romantischem Minnesänger angelegt, erhält die famose Band dabei stets genug Raum, die warmen Songs perfekt in Szene zu setzen. "Queen Of Hearts" ist solch ein perfekter Moment, in dem das oft zu Recht gescholtene Country-Genre jene klebrige Betulichkeit abschüttelt, die es all zu oft übergestülpt bekommt. Die sensible, fast minimalistische Zurückhaltung der begleitenden Musiker wird zum Ende herrlich schlitzend von einer messerscharfen Ry Cooder Slide-Guitar seziert. Ohnehin macht der Mann an der Axt, Tom Ericsen, einen hervorragenden Job, auch bei den erfrischend uneitlen Backing Vocals. In "Where My Love Goes" stapft er samt geiler Hookline erschöpft, aber unbeirrbar durch Sturm und tosendes Unwetter bis zum finalen Ziel: der bereits besungenen Herzensdame. Es ist gleichzeitig die authentische Demut und Unbeugsamkeit des Waldläufers (um in der Tolkien-Terminologie zu verweilen) in der sonor sanften Bariton-Stimme Shiregreens, die hier so fasziniert und sich binnen Sekunden auf den Lauschenden überträgt. "The black crowes are headin' for a sleeping place like ghosts that vanish in the dark. And I really don't like rainy days. But it's not raining in my heart." Unangefochtener Höhepunkt der Platte ist hingegen das introvertierte "Old Trees Are Hard To Bend". Es ist eine dieser unscheinbaren, gleichwohl hochklassig melancholischen Folk-Balladen die mich zum selten gebrachten Leonard Cohen/Townes Van Zandt-Vergleich treiben und Shiregreen in den Tower of Song geleiten. Ein Lied, wie es nur wenige (noch weniger in Deutschland) in solcher Intensität schreiben und darbieten können. Warum also nicht konsequent sein und fünf Punkte vergeben? Nun, das Album kratzt in der Tat zaghaft an jener Tür, wo die ewig zeitlosen Meisterwerke wohnen. Indes reicht es zum Einlass noch nicht ganz. Nette Skizzen wie "Last Train" oder "Wake Up" überzeugen zwar mit Charme. Musikalisch geraten diese Lieder jedoch all zu konventionell und holen nach dem Genuss der genannten Übertracks weder mich noch meinen Hund hinter dem sprichwörtlichen Ofen hervor. Doch was macht das schon? Zeit genug für den Feinschliff der eigenen Stärken hat Shiregreen allemal. Auch auf diesem hohen Niveau überrascht es nicht mehr, dass sogar die in heimischen Country-Angelegenheiten humorlosen Amerikaner den Deutschen ins Herz geschlossen haben und ihn dort live als gern gesehenen Gast empfangen. · Quelle
|